Das versteckte Wandbild
Auf dem ehemaligen Flugplatz in Sperenberg (Brandenburg) befindet sich im Inneren eines verlassenen Gebäudes noch ein abblätterndes sowjetisches Wandbild mit Lenin. Es ist selbst für erfahrene Urbex-Erforscher ein schwieriger Fund, denn der Gang zum Raum ist nur durch ein kleines Loch in einer Wand zu erreichen. Aber zuerst muss man in dieser weitläufigen Geisterstadt überhaupt das richtige Gebäude finden.
Die militärische Nutzung des Geländes begann schon Ende des 19. Jahrhunderts als Teil der Heeresversuchsanstalt Kummersdorf. Zur Nazizeit war hier eine Ausbildungsstelle der Eisenbahntruppen und nach dem Zweiten Weltkrieg stand der Komplex erst einmal leer, bis die Sowjetarmee ihn Ende der 1950er Jahre wieder aktivierte. Zwischen 1958 und 1974 wurde der Flugplatz in drei Bauphasen mit neuen Gebäuden, Bunker, Hallen, Start- und Landebahnen zu einem wichtigen militärischen Stützpunkt ausgebaut. Bis 1994 war hier die 16. Luftarmee der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD) tätig.
Nach dem Abzug der sowjetischen Truppen sollen russische Kriminelle den Flugplatz einige Monate lang für illegale Schmuggelflüge aus Osteuropa genutzt haben (siehe Nachricht im Spiegel). Nachdem der Verdacht auf illegale Aktivitäten aufgekommen war, wurde die Anlage rasch gänzlich verlassen und dem Verfall preisgegeben.
Inzwischen ist Sperenberg eine von vielen sowjetischen Geisterkasernen in Ostdeutschland. Durch die Anwesenheit des Militärs, der Angehörigen und vieler anderen Zivilisten hatte sich der Komplex zu einer Kleinstadt entwickelt, in der es parallel zu den Militäreinrichtungen auch Schulen, Sporthallen, Kulturhäuser, Supermärkte usw. gab.
Einige der großen Hallen werden heute von örtlichen Firmen als Depot genutzt, der Rest steht leer und ist zu einer postapokalyptischen Kulisse geworden: verlassene Wohnblöcke, zugewachsene Eingänge zu brüchigen Lagerhallen, eingestürzte Dächer, abblätternde Fassaden, das Knallen von Türen an windigen Tagen. Auch heute kann man hier auch noch einige Spuren der Sowjetarmee finden, wie etwa Inschriften, Informationstafeln, Wandbilder oder Reliefs.
In den Büroräumen einer großen Halle, in der früher vermutlich Flugzeugteile produziert oder repariert wurden, kann man auch noch das Wandbild mit einem überdimensionalen Leninkopf sehen. Hinter ihm weht eine Fahne mit der Losung: „Alle Macht den Sowjets!“ Auf der unteren Seite ist ein orange-schwarzes Sankt-Georgs-Band abgebildet, ein Symbol militärischer Tapferkeit, während rechts im Hintergrund der Kreml-Turm emporragt. Im Zentrum steht ein Rotarmist mit einer roten Fahne, auf der Hammer und Sichel sowie eine Inschrift auf Russisch zu erkennen sind: „Für unsere sowjetische Heimat!“
ENGLISH
The hidden mural
On the former airfield in Sperenberg (Brandenburg) there is still a flaking Soviet mural with Lenin inside an abandoned building. It is a difficult discovery even for experienced Urbex explorers, because the corridor to the room can only be reached through a small hole in a wall. But first you have to find the right building in this vast ghost town.
The military use of the site began as early as the end of the 19th century as part of the Kummersdorf army experimentation centre. During the Nazi era, it was a training centre for railway troops and after the Second World War, the complex stood empty for a short time until the Soviet Army reactivated it at the end of the 1950s. Between 1958 and 1974 the airfield was expanded in three construction phases with new buildings, bunkers, hangars, runways and landing strips to become an important military base. Until 1994, the 16th Air Force of the Group of Soviet Forces in Germany (GSSD) operated here.
After the departure of Soviet troops, Russian criminals are reported to have used the airfield for several months for illegal smuggling flights from Eastern Europe (see news in Spiegel). After the suspicion arose, the complex was quickly abandoned completely and left to decay.
Now, Sperenberg is one of many Soviet ghost barracks in East Germany. Due to the presence of the military, relatives and many other civilians, the complex had developed into a small town, in which schools, sports halls, culture houses, supermarkets etc. existed parallel to the military facilities.
Some of the large halls are now used by local companies as depots, while the rest is empty and has become a post-apocalyptic scenario: abandoned apartment blocks, overgrown entrances to crumbling warehouses, collapsed roofs, peeling façades, the slamming of doors on windy days. Even today, one can still find some traces of the Soviet army here, such as inscriptions, information boards, murals or reliefs.
In the offices of a large hall, where in former times probably aircraft parts were produced or repaired, you can also still see the mural with an oversized head of Lenin. Behind him a flag is waving with the slogan: „All power to the Soviets!“ On the lower side there is an orange and black St. George’s ribbon, a symbol of military bravery, while in the right background the Kremlin tower rises. In the centre is a Red Army soldier with a red flag bearing the hammer and sickle and an inscription in Russian: „For our Soviet Homeland!“