Leipzigs Funke gelöscht

„Aus dem Funken wird die Flamme schlagen“ war die Losung der Dekabristen, die Ersten, die im 19. Jahrhundert das zaristische Regime in Frage stellten und bekämpften. Lenin ließ sich davon inspirieren, als er 1900 im Exil an die Herausgabe einer Zeitung zur Vereinigung der russischen Arbeiterbewegung arbeitete. Sie erhielt den Titel „Iskra“ (dt. „Funke“) und wurde anfangs in einer kleinen Druckerei nahe Leipzig herausgegeben. Im ehemaligen Gebäude dieser Druckerei entstand zu DDR-Zeiten die erste museale Dauerausstellung zu Lenin außerhalb der Sowjetunion.

Nach fünf Jahren Verbannung in Sibirien floh Lenin 1900 ins Exil. Eine seiner Prioritäten war der Aufbau einer revolutionären Zeitung, die die zersplitterte russische Arbeiterbewegung wieder zusammenbringen sollte. Zum Druck der ersten Ausgabe suchte er die Stadt Leipzig aus, wo er sich illegal zwischen dem 14. und dem 23. Dezember aufhielt. Leipzig war damals eine Hochburg der deutschen Arbeiterbewegung und Lenin fand hier die notwendige Unterstützung für sein Vorhaben. Der Sozialdemokrat Hermann Rauh stellte ihm seine Druckerei zur Verfügung und besorgte kyrillische Buchstaben. Die ersten Ausgaben der Zeitung wurden hier gedruckt und dann heimlich nach Russland geschickt (zum Teil direkt, zum Teil über andere Städte und Länder).

Zur Erinnerung an diesen Meilenstein des russischen Widerstands gegen das zaristische Regime ließ das Zentralkomitee der SED in der ehemaligen Druckerei eine Lenin-Gedenkstätte errichten. Am 5. Mai 1956 fand die feierliche Eröffnung statt. Die Ausstellung war vor allem dem Aufbau der russischen Arbeiterbewegung und konkret der Rolle der „Iskra“ gewidmet. Die wichtigsten Exponate waren eine Rekonstruktion der alten Druckmaschine sowie eine Leninbüste der Bildhauerin Ruthild Hahne.

Nach der Wende schloss man das Museum und inzwischen gammelt das Gebäude verlassen vor sich hin. Ein trauriger Anblick einer historischen Druckerei, die noch zu DDR-Zeiten so viel Interesse erregte. Und ein zweifelhafter Umgang mit einem für die Geschichte der weltweiten Arbeiterbewegung so relevanten Ort…

Besten Dank an Gudrun Huhn

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