Obwohl der Stil des sowjetischen Realismus, der die öffentlichen Denkmäler mit politischer Relevanz im gesamten Ostblock prägte, nicht gerade für seine Mannigfaltigkeit bekannt war, so ist es doch erstaunlich, in wie vielen verschiedenen Formen man Lenin hat darstellen können. Bei der über 3 Meter hohen Eberswalder Leninstatue aus rotem Granit wird die sonst im Vordergrund stehende Rolle des starken Staatsmanns nicht besonders pathetisch hervorgehoben, sondern man sieht einen etwas träumerischen Denker: Mit einer Hand in der Rocktasche und der anderen am Revers verliert sich Lenins Blick in der Ferne. Er trägt die für ihn charakteristische schwedische Fischersmütze, die er 1917 während seines kurzen Aufenthalts in Stockholm kaufte, als er nach dem langen Exil nach Russland zurückkehrte, und sieht ein bisschen dicker aus, als man es von anderen Darstellungen gewöhnt ist. Von den unverkennbaren Gesichtszügen abgesehen, könnte es genauso gut die Figur eines skandinavischen Fischers sein, der auf das weite Meer hinausschaut…
Das Denkmal wurde am 8. Mai 1975 feierlich eingeweiht und stand über 15 Jahre am Eingang des sowjetischen Offizierskasinos in Eberswalde, wo die 20. Gardearmee der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland stationiert war. Aber schon kurz nach der Wende entschied man sich für die Entfernung der Statue aus dem öffentlichen Bereich und ließ sie zunächst einlagern. Erst im Jahr 2013 fand man dann einen neuen Standort für sie: das Luftfahrtmuseum im naheliegenden Finowfurt erhielt die Figur des sowjetischen Gründers, um sie neben anderen Exponaten aus der DDR-Zeit im Rahmen seiner Dauerausstellung auf dem Gelände des ehemaligen Militärflughafens aufzunehmen. So steht der steinerne Riese jetzt vor dem Imbissstand am Hangar 3 und dient sogar als Inspiration für einen kecken Werbespruch: „Am Imbiss hinter Lenins Rücken, da kannst du eine Wurst verdrücken!“
ENGLISH
In front of the food-stand
Though the style of Soviet Realism, which dominates amongst the public monuments with politic relevance in the entire Eastern Block, was not precisely known for its variety, it’s quite surprising, in how many different forms it was able to represent Lenin. For instance in the 3 meters statue of Eberswalde made of red granite, the role of strong statesman isn’t specially emphasized, being Lenin rather presented as a dreamy thinker: With one hand in the pocket and the other grabbing his coat collar, his glance gets lost in the distance. He is wearing the Swedish fisherman cap, which he bought in 1917 in Stockholm, on his way back to Russia after many years of exile in Central Europe, and looks a little bit fatter than usual. If it wasn’t for the unmistakable facial features, one could think to be standing in front of the figure of a Scandinavian Fisherman, looking into the infinite ocean…
The monument was solemnly inaugurated the 8th of May 1975 and stood for over 15 years at the main entrance of the Soviet Officer’s Casino in Eberswalde, headquarter of the 20th Guards Army. After the reunification, the statue was removed from its original location and stored until 2013, when a new location was found for it: The figure was taken to the aviation museum in Finowfurt, located on the terrain of the former military airport, where it is part of the permanent exhibition, next to many other pieces, from airplanes to maps, of the former German Democratic Republic.
Standing next to hangar 3, just in front of the food-stand it now serves as inspiration for an ironical advertising spot: “At the bar behind Lenin’s back, you can come and have a snack!”
Leninstatue auf dem einstigen Standort in Eberswalde (Foto K. Schoetzau, 1992):