Lenin im Olympischen Dorf

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Die Olympischen Spiele in Berlin 1936 fanden während der Nazi-Herrschaft statt und das NS-Regime instrumentalisierte sie, um ein positives, modernes Bild von sich zu geben. Für die sportlichen Wettkämpfe wurde das Olympiagelände in Berlin-Westend erbaut und 18 Kilometer westlich, im Brandenburgischen Elstal, entstanden die Unterkünfte für die internationalen Athleten. 80 Jahre sind vergangen und inzwischen wird ein Teil der maroden Anlage des Olympischen Dorfs zu Luxuswohnungen saniert, während der Rest verkommen steht. Zu den verlassenen Gebäuden gehört auch das zu Ehren des ehemaligen Generalfeldmarschalls und Reichspräsidenten benannten Hindenburghaus, ein Kulturzentrum, in dem heute noch ein Lenin-Wandbild vorzufinden ist. Und man mag sich natürlich fragen, wie denn dieses Leninbild in eine von den Nazis erbaute Sportanlage kam.

2_FilmkulisseUnmittelbar nach den Olympischen Spielen begann die militärische Nutzung des Olympischen Dorfs: Zunächst übernahm es die Wehrmacht und nach dem Ende des II. Weltkriegs zog dort die siegreiche Sowjetarmee ein. In den folgenden Jahrzehnten beherbergte der Komplex nicht nur Einheiten der sowjetischen Streitkräfte sondern auch den Sowjetischen Armeesportklub SASK Elstal und diente außerdem als Austragungsstätte für größere Sportwettkämpfe, zu denen Militärangehörige aus den sowjetischen Stützpunkten der gesamten DDR anreisten.

Als 1992 im Rahmen des Abzugs des sowjetischen Militärs aus Deutschland die letzten Soldaten Elstal verließen, überließ man die leergeräumte Anlage der Witterung. Anfang der 2000er wurde sie zu einem geliebten Ziel von Urban-Explorern, die hier noch Spuren des einstigen Olympischen Dorfs, der Wehrmacht sowie auch der Sowjetarmee suchten. Das Leninwandbild im Hindenburghaus entwickelte sich schnell zu einer der großen Attraktionen dieser Geisterstadt. Allerdings wurde die Darstellung des Revolutionsführers meistens fälschlicherweise für ein Werk der Sowjets gehalten. In Wirklichkeit handelt es sich um ein Ende der 1990er Jahre während der Dreharbeiten eines postkommunistischen Films angebrachtes Bild, das die Filmcrew als Szenenbild in rötlicher Farbe an die Wand pinselte.

Aber auch wenn ihr historischer Wert als Filmkulisse eher gering zu schätzen ist, bleibt es dennoch erstaunlich, wie die Figur Lenins immer wieder auf überraschende Weise in den außergewöhnlichsten Orten auftaucht. Zurzeit ist das Wandbild allerdings nicht zu besichtigen. Nachdem es viele Jahre lang noch möglich war, an Führungen durch das Olympische Dorf teilzunehmen, ist heute aufgrund der Bauarbeiten die gesamte Anlage gesperrt.

Besten Dank an Sven (instagram: urbex_svenhb) für die Fotos des Leninwandbilds.

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Foto Hindenburghaus: Karsten Knuth (Wiki Commons)

Fotos Bauarbeiten: Yasmin Afshar

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