
Die zentrale Figur der vierteiligen Glasmalerei ist ein Soldat der Nationalen Volksarmee neben dem Staatssymbol der DDR, einem goldenen Ährenkranz mit Hammer und Zirkel. Auf der rechten Seite sind Karl Marx und Friedrich Engels zu sehen, während links ein Seitenporträt Lenins vor einem roten Fahnenmeer erscheint. Von der Thematik her könnte es sich um ein typisches Kunstwerk der DDR handeln, zumal es sich auf einer ehemaligen Kaserne der NVA befindet. Ein genauerer Blick lässt jedoch Zweifel aufkommen, denn sowohl der skizzenhafte Stil als auch die erbärmliche Qualität der Farben passen nicht zum kunsthistorischen Kontext.
Tatsächlich ist dieses eher unbekannte Bild keine authentische Hinterlassenschaft, sondern ein für einen 2005 erschienenen Spielfilm über die NVA angebrachtes Imitat. Als Drehort wählte man eine ehemalige sächsische Kaserne, von der weite Teile weiterhin von verschiedenen Firmen und Privatpersonen genutzt werden. Das erklärt den guten Zustand der gesamten Anlage, die folglich ohne viel Aufwand zu einer passenden Filmkulisse umgestaltet werden konnte.
Für den Film entstanden im Komplex einige Nachahmungen von Kunstwerken und von typischen sozialistischen Losungen. Im Hauptgebäude, an dessen Außenfassade die originelle Aufschrift „Wissen ist gut, doch Können ist besser“ zu lesen ist, malte man das großformatige Glasbild mit der zentralen Figur eines NVA-Soldaten und anderen kommunistischen Ikonen, wie Marx und Engels als kommunistische Vordenker oder Lenin als erfolgreicher Revolutionsführer und Inspiration für die kommenden Generationen. Über ihm steht eine weitere Figur. Sie ist von wehenden Fahnen umgeben, darunter klar erkennbar die sowjetische und vietnamesische. Es handelt sich vermutlich um den großen Befürworter des proletarischen Internationalismus Ernst Thälmann.
Während vielerorts noch viele Leninfiguren auf verlassenen Militärkomplexen der Sowjetarmee vergammeln, ist es immer wieder interessant zu sehen, wie aus den verschiedensten Gründen und Anlässen auch mancherorts neue, überraschende Darstellungen des Revolutionärs auftauchen. Und sei es nur als Filmkulisse…








