Im Ruhrgebiet

Fast auf den Tag genau 35 Jahre nach der letzten Einweihung einer Leninstatue auf deutschem Boden (Schwerin, 22.6.1985) wurde am 20. Juni 2020 in Gelsenkirchen erneut ein Standbild des sowjetischen Revolutionsführers enthüllt. Die 1,2 Tonnen schwere und 2,10 Meter hohe Plastik aus Gusseisen befindet sich vor dem Hauptsitz der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands (MLPD) an der Ecke Schmalhorststraße/An der Rennbahn im Stadtteil Gelsenkirchen-Horst.

Das Denkmal ist ein Werk des Bildhauers Vladimir Kyn und war am 19.12.1957 auf dem Areal einer Maschinenfabrik in Horovice (Tschechoslowakei) aufgestellt worden. Eine Kopie des Standbilds kam vor die Skoda-Werke in Pilsen. Diese beiden Denkmäler waren die ersten Leninstatuen in der Tschechoslowakei, wurden jedoch trotz ihres historischen Werts Anfang der 1990er Jahre demontiert. Die Pilsener Statue steht jetzt im Bildungszentrum Techmania (auch in Pilsen), während das andere Kunstwerk in der Garage eines österreichischen Sammlers landete. Die MLPD entdeckte zufällig diese Statue und beschloss sie aus Anlass des 150. Geburtstags von Lenin zu erwerben und aufzustellen.

Einfach war die Errichtung allerdings nicht: Nachdem sich die etablierten Parteien über das Vorhaben beschwert hatten, untersagte die Stadt Gelsenkirchen seine Aufstellung. Als offizielle Begründung wurden nicht politische, sondern denkmalschutzrechtliche Argumente genannt, wie etwa die so originelle wie absurde Behauptung, das Lenin-Standbild bewirke eine „Herabsetzung des Denkmalwertes des Gebäudes“, vor dem es sich befinden sollte. Ein Verwaltungsgericht musste sich am Ende mit dem Fall befassen und entschied zugunsten der MLPD.

Und so kam es nun doch zur festlichen Einweihung der perlgrau lackierten Leninstatue, das einzige Lenindenkmal in West-Deutschland. Circa 800 Personen genossen an einem sonnigen Samstag ein abwechlungsreiches Programm mit Reden, Musik und viel mehr. Auch „Lenin is still around“ war vor Ort: Carlos Gomes hielt ein kleines Grußwort auf der Bühne und signierte später Exemplare seines Buchs „Lenin lebt“ am Stand des Verlags Neuer Weg.

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In the Ruhr Area

Fast auf den Tag genau 35 Jahre nach der letzten Einweihung einer Leninstatue auf deutschem Boden (Schwerin, 22.6.1985) wurde am 20. Juni 2020 in Gelsenkirchen erneut ein Standbild des sowjetischen Revolutionsführers enthüllt. Die 1,2 Tonnen schwere und 2,10 Meter hohe Plastik aus Gusseisen befindet sich vor dem Hauptsitz der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands (MLPD) an der Ecke Schmalhorststraße/An der Rennbahn im Stadtteil Gelsenkirchen-Horst.

Das Denkmal ist ein Werk des Bildhauers Vladimir Kyn und war am 19.12.1957 auf dem Areal einer Maschinenfabrik in Horovice (Tschechoslowakei) aufgestellt worden. Eine Kopie des Standbilds kam vor die Skoda-Werke in Pilsen. Diese beiden Denkmäler waren die ersten Leninstatuen in der Tschechoslowakei, wurden jedoch trotz ihres historischen Werts Anfang der 1990er Jahre demontiert. Die Pilsener Statue steht jetzt im Bildungszentrum Techmania (auch in Pilsen), während das andere Kunstwerk in der Garage eines österreichischen Sammlers landete. Die MLPD entdeckte zufällig diese Statue und beschloss sie aus Anlass des 150. Geburtstags von Lenin zu erwerben und aufzustellen.

Einfach war die Errichtung allerdings nicht: Nachdem sich die etablierten Parteien über das Vorhaben beschwert hatten, untersagte die Stadt Gelsenkirchen seine Aufstellung. Als offizielle Begründung wurden nicht politische, sondern denkmalschutzrechtliche Argumente genannt, wie etwa die so originelle wie absurde Behauptung, das Lenin-Standbild bewirke eine „Herabsetzung des Denkmalwertes des Gebäudes“, vor dem es sich befinden sollte. Ein Verwaltungsgericht musste sich am Ende mit dem Fall befassen und entschied zugunsten der MLPD.

Und so kam es nun doch zur festlichen Einweihung der perlgrau lackierten Leninstatue, das einzige Lenindenkmal in West-Deutschland. Circa 800 Personen genossen an einem sonnigen Samstag ein abwechlungsreiches Programm mit Reden, Musik und viel mehr. Auch „Lenin is still around“ war vor Ort: Carlos Gomes hielt ein kleines Grußwort auf der Bühne und signierte später Exemplare seines Buchs „Lenin lebt“ am Stand des Verlags Neuer Weg.

2 Gedanken zu “Im Ruhrgebiet

  1. Johanna schreibt:

    Ein interessantes Projekt, schön dass Carlos da war!
    Habe mir auch eine signierte Ausgabe gesichert. Bin gespannt auf dein nächstes Projekt.
    Auf der Karte fehlt noch der rote Stern in Gelsenkirchen 😉

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    • Karl G. schreibt:

      Danke für den Kommentar und für den Hinweis. Die Karte habe ich soeben aktualisiert: Gelsenkirchen ist jetzt auch mit einem roten Stern versehen 🙂

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