
Im Laufe unserer Dokumentation sämtlicher deutschen Lenindenkmäler wurde immer deutlicher, dass trotz des hitzigen Denkmalsturms nach der Wende der sowjetische Revolutionsheld hierzulande noch an den unerwartetsten Orten vorzufinden ist. So auch im Seepark Lünen, einer 63 Hektar großen Grünanlage im Ruhrpott. Als das Erholungsgebiet 1996 im Rahmen der Bundesgartenschau entstand, stellte man auch neun sowjetische Büsten auf, die zufällig in Lünen bei Dortmund gelandet waren. Bis heute stehen sie dort als außergewöhnliche Sehenswürdigkeit.
Für die Bundesgartenschau in Lünen wurde das Gelände der ehemaligen Zeche Preußen in den Seepark umgewandelt. Mit vielen Bäumen, einem See, einem Badestrand, Spielplätzen, Radwegen und der größten Frisbee-Golf-Bahn Deutschlands entwickelte sich diese Grünzone rasch zu einem der beliebtesten Ausflugsorten des Ruhrgebiets. Die Errichtung sowjetischer Denkmäler war eine Zufallsgeschichte mit Happy End: Anfang der 1990er Jahre kamen einige Skulpturen aus der ehemaligen UdSSR ins Hüttenwerk Kayser, um eingeschmolzen und wiederverwertet zu werden. Einige Kunstwerke wurden allerdings erstmal in einem Depot zwischengelagert. Aus unbekannten Gründen kam es letzten Endes nicht zu ihrer Einschmelzung, sodass sie Jahre später eine Rückkehr in die Öffentlichkeit erleben konnten.
Im Vorfeld der Gartenschau entdeckte die damalige Bürgermeisterin Christina Dörr-Schmidt (SPD) zufällig diese Skulpturen und hatte die Idee, mit ihnen eine Kunstinstallation in der neuen Anlage zu machen. So wurden die neun Sowjethelden ohne Sockel an einem eher versteckten Weg aufgestellt. Das solle den Untergang der Sowjetunion und das Ende des Personenkults um ihre Ikonen symbolisieren. Um wen es sich bei den neun Büsten und Bronzeköpfen genau handelt, ist allerdings ungeklärt. Nur Lenin ist klar wiederzuerkennen. Bei den anderen ist die Identität unbekannt und niemand hat sich bis jetzt die Mühe gegeben diesbezüglich zu recherchieren. Wir werden diese Aufgabe dankend an uns ziehen und hoffen bald schon einige dieser Figuren aus der Anonymität zu holen.
Fast ein Vierteljahr nach ihrer Entstehung ist diese Freilichtgalerie immer noch in einem akzeptablen Erhaltungszustand. Zwar weisen einige Denkmäler schon Spuren der Witterung auf, aber insgesamt ist die im Volksmund als „Kommunistenkurve“ bekannte Stelle ganz gut gepflegt. Viele Besucher, darunter auch viele Russen, kommen extra hierher, um ein Selfie mit Lenin zu machen, während andere sie zufällig beim Spazieren oder Frisbee-Golf-Spielen entdecken und irritiert über die Identität dieser heldenhaften Figuren rätseln. Die Skulptur eines bärtigen Mannes wird manchmal fälschlich für Karl Marx gehalten. Lenin dagegen erkennen alle auf dem ersten Blick. Bei manch einem ist die Verwunderung groß, den bolschewistischen Revolutionsheld hier anzutreffen. Lenin ist nun mal immer für eine Überraschung gut.












