X-files: Lenin in Potsdam 1 – The Statue

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A statue, which is under monument protection, but disappears without a trace. An old and forgotten bust, which suddenly is standing at the entrance of the Volkspark. Lenin’s existence in Potsdam is a succession of mysterious incidents and even journalists, politicians and public authorities lose track of it.

For more than 10 years after the German reunification you could still find the statue of Lenin, which had been set there in 1974, in front of the former Soviet Officer’s House – until it disappeared in 2004 shortly before the whole complex was demolished. The bronze-figure was part of the list of protected monuments since 1987, but even at the authorities for historic monument protection no one had a clue about the current location of Lenin’s statue. At the end it turned out, that the responsable for the action was the former owner of the property, where a new luxurious residential area is being built. Upon a request of the town hall, he submitted a statement in 2013, saying that he actually had stored the statue and planned to renovate it, in order to bring it back to Potsdam afterwards. Not everyone was convinced by this explanation: The statue disappeared more than 10 years ago and the renovation process does not take so long. Therefor some people fear, that the statue could have been sold or destroyed, like most of the figures of Lenin in the early nineties.

072But even without having solved the question related to Lenin’s current location, the different parties and authorities are already struggling about the future plans for the statue. The party CDU has demanded since 2006, that the statue is not placed again in Potsdam, because the city should not honour personalities, “which have literally walked over dead bodies during their political life.” In 2012 they delivered a formal request to delete the bronze statue from the list of protected monuments, which was  peremptorily refused by the regional authorities due to its historical importance. But the local administration showed flexibility in what concerns the new location oft he sculpture, so that probably Lenin will end up being shown in one of the local museums. If he should ever show up again.

The protocol of the city council assembly of the 7th of November 2013 reflects how delicate the debate about Lenin is:  “21h33. Well, the discussion about the statue of Lenin is over. It was discussed for 15 minutes if the statue should be installed again or not. At the end the decision was, not to keep talking about that. Resolution: It has been decided not to treat this issue.”

UPDATE (September 2017): After being disappeared for more than 10 years, it seems that the statue will return to Potsdam in 2019 for an exhibition on the occasion of the 25. anniversary of the Soviet departure. It is still uncertain, if the statue will stay in the „Potsdamer Museum“ after the temporary exhibition.

DEUTSCH

Akte X: Lenin in Potsdam (1)

Eine als Denkmal geschützte Statue, die spurlos verschwindet und deren genauer Verbleib niemand kennt. Eine steinerne Büste, die plötzlich am Eingang des Volksparks auftaucht. Lenins Existenz in Potsdam ist von geheimnisvollen Ereignissen geprägt, bei denen selbst Journalisten, Politiker und Beamte den Überblick verlieren.

Vor dem Haus der sowjetischen Offiziere wurde 1974 eine nach Vorlagen von Nikolai Tomski angefertigte Bronzefigur, die den sowjetischen Revolutionsführer in stolzer Haltung, mit einer Papierrolle in der rechten Hand darstellt. Noch ein Jahrzehnt nach der Wiedervereinigung war die Statue an ihrem Standort in der Hegelallee zu sehen. Als jedoch 2004 der Abriss der gesamten Anlage erfolgte, verschwand das Standbild unter merkwürdigen Umständen. Obwohl es seit 1977 unter Denkmalschutz stand, wurde es ohne die notwendige Genehmigung (die später rückwirkend beantragt wurde) demontiert. Der angegebene Grund für die Entfernung und Sicherung des Denkmals war die Befürchtung, es könne während der Bauarbeiten beschädigt werden. Danach sollte es wieder aufgestellt werden.

085Inzwischen sind jedoch mehr als zehn Jahre vergangen, die neuen Bauten sind auf dem Grundstück fertiggestellt, aber von der Statue gibt es keine Spur. Selbst beim Landesamt für Denkmalpflege kennt zurzeit keiner deren genauen Standort. Verantwortlich für den Abtransport Lenins ist der ehemalige Besitzer des Grundstücks. 2013 gab er auf Nachfrage der Stadt eine Stellungnahme ab, in der es hieß, die Plastik sei eingemottet und warte auf eine bevorstehende Sanierung. Er erklärte weiter, dass er die Statue als sein Eigentum ansehe und zwar verpflichtet sei diese zu erhalten, aber nicht wieder aufzustellen. Diese aus rechtlicher Sicht zweifelhafte Behauptung spielt vielen in Potsdam in die Karten. Schließlich verlangte die CDU schon 2006, dass auf eine Wiederaufstellung der Statue verzichtet werde, weil man nicht Persönlichkeiten, „die in ihrem politischen Leben buchstäblich über Leichen gegangen sind”, Ehren erweisen solle. 2012 wurde dann ein Antrag zur Löschung der Skulptur aus der Denkmalliste gestellt, den das Landesamt für Denkmalpflege allerdings aufgrund des historischen Wertes des Denkmals kategorisch abgelehnte. Man zeigte sich jedoch bezüglich des Ortes für eine Wiedersufstellung flexibel, sodass die Statue am Ende – falls sie jemals wieder auftauchen sollte – in einem Potsdamer Museum landen könnte.

Wie heikel die Debatte auf politischer Ebene ist, zeigt das Protokoll der Versammlung der Stadtverordneten Potsdams des 7. Novembers 2013:  „21:33 Uhr. So, die Diskussion um eine Lenin-Statue vor dem früheren Haus der Offiziere ist vorbei. 15 Minuten wurde diskutiert, ob die Statue wieder aufgestellt werden soll oder nicht. Am Ende fand man doch, dass man heute nicht weiter darüber reden will. Beschluss: Die Nichtbehandlung des Antrags ist beschlossen worden.”

UPDATE (September 2017): Nachdem die Statue mehr als 10 Jahre verschollen war, soll sie 2019 anlässlich einer Ausstellung zum 25. Jahrestags des Abzugs der sowjetischen Streitkräfte aus der brandenburgischen Hauptstadt ins „Potsdamer Museum“ zurückkehren. Ob sie im Nachhinein als Dauerleihgabe bleibt, steht noch offen.

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Actual view of the former location of the statue:

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The photos of the statue were taken in 2001 by K. Schoetzau; The photos of the pedestral and its removal are from BLAM*, Ralph Paschke.

*BLAM: Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege
und Archäologisches Landesmuseum

 

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