Urbex-Restauration eines Lenin-Wandbilds

Während kaiserliche und sogar kolonialistische oder nationalsozialistische Monumente aufgrund ihres historischen Werts in Deutschland problemlos unter Denkmalschutz stehen können, versuchte man nach der Wende, sämtliche Lenindarstellungen zu schleifen. Einige Exemplare haben die Bilderstürmerei in verlassenen Militärkomplexen der Sowjetarmee überstanden. Jetzt müssen sie der Verwahrlosung und dem Vandalismus widerstehen. Weiterlesen

Sassnitzer Lenin aufpoliert und in Trebus ausgestellt

Fast dreißig Jahre weilte die Sassnitzer Leninbüste mit roter Farbe beschmiert und von einer Plastikplane gedeckt im örtlichen Stadtdepot. Nun kam die Skulptur als Leihgabe nach Fürstenwalde, wo sie Teil der DDR-Sammlung des Vereins IFA-Freunde Trebus ist. Vor seiner Ausstellung wurde der steinerne Leninkopf gründlich gereinigt, sodass er jetzt in alter frische die Besucher empfangen kann. Weiterlesen

Der rot beschmierte Lenin

Rot ist bekannterweise die Farbe der kommunistischen Bewegung und der von Lenin angeführten Russischen Revolution. Aber die bis heute ungeklärte Nacht-und-Nebel-Aktion, bei der die Sassnitzer Leninbüste im Herbst 1990 mit roter Farbe beschmiert wurde, war vermutlich alles andere als eine Huldigung an den Revolutionsführer. Sie scheint eher ein Angriff auf die Figur Lenins zu sein, die wie keine andere kommunistische Ikone nach der Wende den ostdeutschen Denkmalsturm zu spüren bekam.

Die knapp einen Meter hohe Büste wurde anlässlich seines 100. Geburtstags am 11. April 1970 vor der neuerbauten Oberschule (die an diesem Tag den Namen „W. I. Lenin“ bekam) festlich eingeweiht. Die auf einem über zwei Meter hohen Sockel aufgestellte Skulptur aus Stein war eine Schöpfung des sowjetischen Künstlers N. Gaumig. Sie kam nach Sassnitz als Geschenk von der Kommunistischen Partei der Lettischen Sozialistischen Sowjetrepublik. Schließlich hatte Sassnitz einen historischen Bezug zu Lenin: Er hatte hier im April 1917 auf dem Weg nach Russland eine Nacht im Zug verbracht, bevor er am nächsten Morgen in die Fähre stieg und dann über Schweden und Finnland sein Ziel Sankt Petersburg (damals noch Petrograd) erreichte.

Zu DDR-Zeiten war Lenin in Sassnitz vielerorts vorzufinden. Außer der Büste gab es noch einen Lenin-Gedenkstein,ein kleines Lenin-Museum und am Denkmal für die Opfer des Faschismus war ihm eins der sechs Reliefs gewidmet.

Doch die Wiedervereinigung brachte das Ende der öffentlichen Verehrung Lenins und so wurde im Januar 1993 die Büste in das Stadtdepot gefördert, wo sie noch heute samt roter Farbkleckse von einer Plane bedeckt aufbewahrt ist. Das beschädigte Denkmal spiegelt einen wesentlichen Teil der ostdeutschen Geschichte wider und erinnert uns an die Gründung der DDR und die Entstehung des Leninkults, sowie an die späteren Proteste gegen die SED, die Wiedervereinigung und die Beschädigung bzw. Beseitigung der meisten DDR-Symbole. Angesichts seines historischen Wertes wäre es vielleicht keine schlechte Idee, dieses Geschichtszeugnis wieder in der Öffentlichkeit aufzustellen. Selten bekommt man die Geschichte so unvermittelt zu spüren wie vor diesem Leninkopf…

ENGLISH

Lenin daubed with red ink

Red is known to be the color of the Communist movement and of the Russian Revolution. But the act of vandalism carried out in 1990, in which the bust of Lenin in Sassnitz was daubed with red ink, was certainly not meant as a tribute to the Bolshevik revolutionary, but rather as an attack against him.

The sculpture, a creation of the Soviet artist N. Gaumig, was almost one meter high and stood on top of a two meter high pedestal. It was a gift of the Communist Party of the Lettish Socialist Soviet Republik, inaugurated the 11th of April 1970, on the occasion of Lenin’s 100th anniversary, right in front of the recently built secondary school (which was named after W. I. Lenin the same day).

The city of Sassnitz has an historical link to Lenin, since in April of 1917, heading towards Russia in order to start the revolution, he spent a night inside the train in the station of Sassnitz, before taking a ferry boat in order to get to Sweden and carry on the trip to Saint Petersburg. Due to this episode, the figure of Lenin became omnipresent in this little town: Besides the bust, a memorial stone was placed in the center of the village, while in front of the train station a Lenin-museum was opened. Finally, one of the six reliefs composing the Monument to the Victims of Facism was dedicated to him.

With the German reunification, the public worship to Lenin came to an end. The bust in Sassnitz was removed in January of 1993 and taken to the town depot, where it is still standing today, enrolled in a big plastic tarpaulin. The traces of the attack with red ink are still visible, what turns this monument into a unique relic that reflects the last decades of East-German history, from the foundation of the GDR and the origins of the Lenin cult until the protest against the Socialist government, the reunification and the damage or destruction of most of the symbols of the GDR. Due to its historical value, it could be a good idea to place this monument in a public spot again. It would certainly be a unique opportunity for many people to have a direct contact with the real traces of Eastern-German history.

Mit einem „x“ markiert: Die Stelle, an der die Büste stand.

Fotos aus dem Stadtarchiv Sassnitz (ebenso das obere s/w-Bild):

Besten Dank an: Herrn Dieter Holtz (Bürgermeister a. D.) und Stadtarchiv Sassnitz

Damnatio memoriae

lenin_in_wittstock

Die verlassene GSSD-Kaserne in Wittstock ist zu einer Geisterstadt geworden. Ganze Wohnblocks, Schulen, Bürogebäuden und Flugzeughallen zerbröckeln vor sich hin. Vor dem ehemaligen Kulturzentrum bietet sich ein kontrastreiches Bild: Lenin steht da in staatsmännischer Pose, aber von Flechten bedeckt und mit zertrümmertem Haupt. Der genaue Hintergrund dieser Beschädigung ist unbekannt, aber das Ansehen des kopflosen Lenins ist auf jeden Fall eine musterhafte Verkörperung der Verwahrlosung der ostdeutschen Denkmallandschaft. Weiterlesen

Am verlassenen Lazarett

1Wandplakat

DEUTSCH

Am verlassenen Lazarett

Versteckt hinter einem grünen Vorhang aus Bäumen und wild wuchernden Stäuchern ist in Jüterbog noch das ehemalige Militärkrankenhaus vorzufinden. Als es die Sowjetischen Streitkräfte 1993 verließen, nachdem sie es von der Wehrmacht unbeschädigt übernommen und 48 Jahre lang benutzt hatten, wurde die Anlage leergeräumt und der Verwahrlosung preisgegeben. Vor allem das Hauptgebäude ähnelt jetzt der Kulisse eines Horrorfilms: Lange Gänge mit abblätternder Farbe, eingestürzte Decken, eingeschlagene Fenster und am Ende des langen Flurs im Erdgeschoss ein Operationsstuhl und ein Bett in den modernden OP-Räumen. Weiterlesen

Zu Besuch bei Karl Marx

Lenin_in_Chemnitz

 

Im Juni 1990 wurde die zu DDR-Zeiten erfolgte Umbenennung von Chemnitz in Karl-Marx-Stadt rückgängig gemacht. Trotzdem ist Karl Marx auch heute noch eine prägende Figur des Stadtbilds, vor allem in Form einer 7,10 Meter hohen und 40 Tonnen schweren Büste. Sie steht vor einer Wandtafel mit mehrsprachiger Übersetzung des bekannten Ausspruches des Kommunistischen Manifests: „Proletarier aller Länder vereinigt Euch“ und ist nach dem Lenin-Kopf im russischen Ulan-Ude die zweitgrößte Porträtbüste der Welt. Außer dem Nischel, wie die Plastik in Anlehnung an das sächsische Wort für „Kopf“ im Volksmund genannt wird, sind in Chemnitz noch weitere sozialistische Denkmäler zu sehen. Beim Flanieren durch die Stadt kann man auf Engels, Thälmann, antifaschistische Spanienkämpfer oder auch auf Lenin stoßen. Weiterlesen

Dornen

Dornen

An der Bundesstraße 96 kurz vor der Einfahrt nach Fürstenberg stehen zwei große Reliefwände als offenes und freizugängliches Überbleibsel der sowjetischen Besatzung. Es ist ein historisches Zeugnis zum Sehen, Lesen und Anfassen, an dem man die heroische Selbstdarstellung der Roten Armee als Siegermacht des II. Weltkriegs betrachten kann und an dem man so manches über die idealen Projektionen für die Nachkriegszeit erfahren kann. Das Monument ist verlassen und zerbröckelt vor sich hin, was wiederum viel über den aktuellen Umgang mit der ostdeutschen Vergangenheit aussagt: Von dem sowjetischen Heldentum möchte man nichts mehr wissen, auch nicht wenn es sich um die Befreiung Deutschlands vom Nationalsozialismus handelt. Immerhin hat man dieses Denkmal nicht dem Erdboden gleichgemacht, sodass sich auch heute noch Historiker, Flaneurs und neugierige Gemüter an ihm ergötzen können. Weiterlesen

Was tun?

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DEUTSCH

Die Ansicht der imposanten Leninstatue im Schweriner Stadtteil Großer Dreesch wirkt wie eine Postkarte aus vergangenen Zeiten. Mit den Händen in den Manteltaschen und seinem kühnen Blick steht das kommunistische Idol inmitten einer eintönigen Landschaft von Plattenbauten und langen parallelen Straßen. Weiterlesen

Lichter in der Dämmerung

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DEUTSCH

Zwischen bunten Luftballons, großen Werbeplakaten und grell blinkenden Neonlichtern ist auf der Frankfurter Allee unauffällig an der Wand hängend eine Leningedenktafel zu finden. Mit den vielen Läden, Fast-Food-Imbissen und einem Einkaufszentrum direkt gegenüber, wirkt der kommunistische Held hier allerdings ein bisschen fehl am Platz. Und tatsächlich scheint Lenin im Konsumboulevard auf wenig Zuneigung zu stoßen: An der Tafel kann man noch die Spuren der letzten Vandalismusaktion erkennen, ein Mosaik aus verwischter Farbe und Reinigungsmittel. Weiterlesen

Roter Stern über Halle

Star

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From behindDer aufgehende Stern von Lenins Sozialismus funkelt immer noch in der Stadt Halle: Dort kann man im Pestalozzipark das 1970 aufgestellte Denkmal vorfinden, in welchem der Kopf des sowjetischen Revolutionärs auf einem kleinen über der Erde schwebenden Stern zu sehen ist. Der Planet steht auf drei Büchern, auf deren Rücken eine von Lenin entworfene Formel zu lesen ist: „Sowjetmacht + Elektrifizierung = Kommunismus”. Sie entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts und verwies auf die Wichtigkeit der Elektrifizierung für die wirtschaftliche Entwicklung des gesamten Landes. 1920 formte die Regierung die „Staatliche Kommission für die Elektrifizierung Russlands“ und innerhalb von 10 Jahren wurde die Stromproduktion verzehnfacht. Weiterlesen