During his last month of exile before travelling back to Russia, where he would lead the October Revolution, Lenin lived in Zürich. He spent most of his time in libraries, working on his political texts, or in cafés, where he often met other Russians living in exile. On the weekends, he liked to go with his wife, Nadeschda Krupskaja, to the Zürichberg, a green hill nearby. It was in that moment when Lenin wrote his essay “Imperialism, the Highest Stage of Capitalism”, one of his most important works.
Nowadays, in Zürich there are two commemorative plaques dedicated to Lenin: One is hanging on the house at Spiegelgasse 14, where the Communist thinker and his wife lived from 21st February 1916 until 2nd April 1917. The second plaque is located in the cultural center “Zürcher Volkshaus”. In 1917 Lenin held two speeches there. The first one in January about the “Bloody Sunday” in Saint Petersburg that took place in 1905, when hundreds of demonstrators were killed by the Russian Army. The second one in March, analyzing the situation in Russia at that time and the possibility of a new revolution.
During the celebration of Lenin’s 100th anniversary in 1970, the Soviet Embassy in Switzerland rented the “Blue Hall” of the cultural center and asked for permission, in order to hang a provisory panel dedicated to Lenin on one of the walls. The permission was granted and the bronze-panel, which oddly only mentions one of Lenin’s speeches, was erected and solemnly inaugurated. One year later, the Swiss-Soviet Society asked the “Zürcher Volkshaus” to leave the monument indefinitely. This led to a heated discussion among the members of its governing board, which ended up with a vote. The proposal to keep the panel won by 8 votes against 3 and that’s why this “provisory” monument still stands there today.
DEUTSCH
Lenin in der Schweiz
Während der letzten Exil-Monate vor seiner Rückkehr nach Russland, wo Lenin die Oktoberrevolution anführte, wohnte er in Zürich. Hier verbrachte er die meiste Zeit in den Bibliotheken und versammelte sich regelmäßig mit anderen im Exil lebenden Russen. Am Wochenende soll er gerne mit seiner Frau, Nadeschda Krupskaja, Ausflüge zum Zürichberg unternommen haben. In dieser Zeit verfasste er das Werk „Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“, eine von seinen wichtigsten Schriften.
In Zürich gibt es heutzutage noch zwei Gedenktafeln, die an Lenins Aufenthalt erinnern: Eine ist am Haus in der Spiegelgasse 14 angebracht, wo der kommunistische Vordenker vom 21. Februar 1916 bis zum 2. April 1917 zusammen mit seiner Frau Nadeshda Krupskaja in einer kleinen Wohnung lebte. In einem Text über die Exilzeit beschreibt Krupskaja das Leben in dieser Wohnung: „Wir hatten ein Zimmer inmitten einer proletarischen Gegend gemietet. Es war nicht besonders geeignet. Ein altes finsteres Haus (Spiegelgasse 14), wohl noch aus dem 16. Jahrhundert stammend; die Fenster konnte man nur nachts öffnen, weil sich im Haus eine kleine Wurstfabrik befand und es vom Hof herauf unerträglich nach fauler Wurst roch. Wir hätten natürlich für dasselbe Geld ein viel besseres Zimmer bekommen können, aber wir schätzten unsere Wirtsleute sehr. Es waren echte Arbeiter, die den Kapitalismus hassten und den imperialistischen Krieg instinktiv verdammten.“
Die andere Lenin-Gedenktafel befindet sich im Zürcher Volkshaus. 1917 hielt er hier zwei Reden: Im Januar sprach er über den „Petersburger Blutsonntag“, einen tragischen Tag der Russischen Revolution 1905, in dem hunderte Demonstranten von der Armee erschossen wurden, und im März analysierte er die damalige Lage in Russland und die Möglichkeit einer neuen Revolution. Wenige Monate vor dem Ausbruch der kommunistischen Revolution in Russland soll Lenin skeptisch geäußert haben: „Wir, die Alten, werden vielleicht die entscheidenden Kämpfe dieser kommenden Revolution nicht mehr erleben.“
Als 1970 die sowjetische Botschaft in der Schweiz anlässlich Lenins 100. Geburtstags den „Blauen Saal“ des Volkshauses in Zürich für eine Veranstaltung mietete, stellte sie einen Antrag, um für diese Feierlichkeit eine Gedenktafel provisorisch anbringen zu dürfen. Der Antrag wurde bewilligt und die Bronzetafel, die interessanterweise nur eine von Lenins Reden erwähnt, an der hinteren Wand des Saales befestigt. Ein Jahr später bat die Gesellschaft Schweiz-Sowjetunion darum, dass das Denkmal nicht mehr entfernt werden solle, was bei der nächsten Versammlung des Verwaltungsrates des Volkshauses zu einer heftigen Debatte führte. Am Ende wurde über den Vorschlag abgestimmt und mit 8 gegen 3 Stimmen beschloss man, die Gedenktafel stehen zu lassen.
Photos: Carlos Gomes, Last photo: Florian Onken