Urbex-Restauration eines Lenin-Wandbilds

Während kaiserliche und sogar kolonialistische oder nationalsozialistische Monumente aufgrund ihres historischen Werts in Deutschland problemlos unter Denkmalschutz stehen können, versuchte man nach der Wende, sämtliche Lenindarstellungen zu schleifen. Einige Exemplare haben die Bilderstürmerei in verlassenen Militärkomplexen der Sowjetarmee überstanden. Jetzt müssen sie der Verwahrlosung und dem Vandalismus widerstehen.

So auch im ehemaligen Flugplatz Brandis-Waldpolenz in Sachsen, der 1934 von den Nazis erbaut und zwischen 1948 und 1992 von der Sowjetarmee genutzt wurde. Heute stehen die meisten Gebäude leer und sind dem Verfall preisgegeben. Wild wachsende Sträucher und Bäume wuchern auf dem Areal und dienen als Versteck für eine über drei Meter hohe Betonfahne in roter Farbe, auf der in zentraler Position ein Seitenporträt von Lenin zu sehen ist.

Seit Langem schon befand sich das Wandbild in einem schlechten Zustand: Die Basis war mit Moos bewachsen, die Farbschichten blätterten ab, an der Seite bröckelte der Beton. Dann beschloss ein Graffiti-Sprayer auch noch, Lenin mit grüner Farbe zu bekritzeln, sodass er kaum noch wiederzuerkennen war. (Schade übrigens, dass manche Idioten tatsächlich meinen, ihren Mut dadurch beweisen zu müssen, dass sie komplett verlassene Denkmäler im Wald besprühen. Wäre nicht zum Beispiel das Brandenburger Tor oder die Siegessäule geeigneter für eine Mut- bzw. Coolness-Probe?)

Da das Projekt „Lenin is still around“ nicht nur Denkmäler dokumentiert, sondern sich auch aktiv für deren Erhalt einsetzt, machten wir uns letzte Woche in bester Begleitung des Urbex-Fotografen Thomas (aka „photosucher“) auf den Weg, um das Denkmal zu reinigen. Ziel war es, das Originalbild wieder erkennbar zu machen. Mit einer Mischung aus verschiedenen Lösungsmitteln, viel Geduld und engagierter Arbeit gelang es uns auch letztlich, den größten Teil der grünen Farbe zu entfernen. Lenin ist wieder sichtbar und freut sich auf euren Besuch!

ENGLISH

Urbex restoration of a Lenin mural

While imperial and even colonial or Nazi monuments can easily be put under monumental protection in Germany because of their historical value, after the fall of the Berlin Wall attempts were made to demolish all representations of Lenin. Some of them survived the iconoclasm in former military complexes of the Soviet Army. Now they must resist abandonment and vandalism.

This is the case at the old Brandis-Waldpolenz airfield in Saxony. It was built by the Nazis in 1934 and used by the Soviet Army between 1948 and 1992. Today most of the buildings are empty and left to decay. Wild bushes and trees are growing in the area and serve as a hiding place for a red concrete flag over three meters high, on which a side portrait of Lenin can be seen in a central position.

The mural had been in a poor state of repair for a long time: the base was covered with moss, the layers of paint were peeling off and the concrete was crumbling at the sides. Then a graffiti sprayer decided to scribble Lenin with green paint, so that he was hardly recognizable. (By the way, it’s a pity that some idiots actually think they have to prove their courage by spraying on completely abandoned monuments in the forest. Wouldn’t the Brandenburger Tor or the Siegessäule for example be more suitable for a test of courage or coolness.)

Since the project „Lenin is still around“ not only documents monuments but also actively works for their preservation, we went last week in the best company of the Urbex photographer Thomas (aka „photosucher“) to clean the monument. The aim was to make the original picture recognizable again. With a mixture of different solvents, a lot of patience and dedicated work we finally managed to remove most of the green paint. Lenin is visible again and is looking forward to your visit!

Die Reinigung des Denkmals:

 

 

4 Gedanken zu “Urbex-Restauration eines Lenin-Wandbilds

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